Ratgeber: Akustikamps

Ratgeber Akustikgitarren-Verstärker. Kaufberatung und Tipps für Akustikgitarren-Amps.

Akustikamps auf einen Blick:

  • Sound: nur clean, keine Verzerrung. Möglichst naturgetreue Wiedergabe.
  • Spezielle Features zur Signalbearbeitung
  • Meist Full Range Speaker
  • Bauformen: Combos und Preamps

Warum ein eigener Akustikamp?:

Theoretisch kannst du jede Akustikgitarre, sofern diese über eine interne Elektronik verfügt, an jeden E-Gitarrenverstärker anschließen. Über das Ergebnis wirst du dich allerdings nicht freuen. Diese Amps sind für ganz andere Dinge ausgelegt. Deine Akustikgitarre wird damit nicht natürlich klingen. Ihr wird es an Allem fehlen, was man klangtechnisch mit einer Akustikgitarre asoziiert. Die Höhen werden beschnitten, da die Lautsprecher von E-Gitarrenamps bei 5-7kHz alles abschneiden. Die Bässe werden auch eher dünn klingen. Alles hört sich ziemlich blechern an.

Übrigens ist auch die Stereoanlage eine ganz schlechte Idee. Die Boxen halten die Dynamikunterschiede nicht aus, weil eine Gitarre ja, im Gegensatz zu bearbeiteter Studiomusik, nicht komprimiert und limitiert wird. Die Eingangsimpedanz ist auch eine andere, was wiederum die Vorstufe der HiFi-Anlage zerstören kann.

mehr / weniger Info

Soundfeatures:

Was macht einen guten Akustikverstärker aus? In erster Linie natürlich die sehr natürliche Wiedergabe der Akustikgitarre. Das bedeutet, keine zu frühe Beschneidung der hohen Frequenzen, voller, runder Bass und ausgewogene Mitten. Die meisten Westerngitarren verfügen über ein Piezosystem. Das ist unkompliziert zu verstärkern, klingt aber von Haus aus nicht immer natürlich. Darum findet man eine ganze Menge Tools auf guten Akustikamps, um das Signal anpassen zu können. Das geht von parametrischen EQs bis zu Feedback-Killern.

EQs:

AER Parametrischer EQ
Jeder Akustikgitarrenamp sollte zumindest drei Regler zur Frequenzanpassung haben. Bass, Mitten und Höhen (Bass, Middle, Treble). Die exakten Frequenzen sind hier fest eingestellt. Mit dem jeweiligen Regler wird also nur die voreingestellte Frequenz angehoben bzw abgesenkt.
  • Parametrischer EQ:
    Hier gibt es keine vorgewählte Frequenz. Bei einem parametrischen EQ kann man für jeden Frequenzbereich eine exakte Frequenz festlegen. Ein Beispiel: Der Mittenregler eines parametrischen EQs reicht vielleicht von 500hZ bis 4kHz. Mit dem Regler bestimmst du welche Frequenz innerhalb dieses Rahmens nun ausgewählt wird. Dazu gibt es einen extra Regler für die Anhebung bzw Absenkung.
  • Semi- und vollparametrischer EQ:
    Es gibt semiparametrische und vollparametrische EQs. Beim semiparametrischen kann man nur die Frequenz und die Anhebung bzw Absenkung einstellen, hat also zwei Regler. Beim vollparametrischen EQ kommt noch ein dritter Regler dazu - der sogenannte Q-Faktor. Mit diesem Regler bestimmt man, wie weit das gewählte Frequenzband wirken soll. Also nur ganz knapp um die gewählte Frequenz oder breiter, sodass auch noch andere Frequenzen drum herum beeinflusst werden.
    Ein enges Frequenzband (hoher Q-Wert) ist zB wichtig um Feedback Frequenzen zu eliminieren. Ein breites Frequenzband (niedriger Q-Wert) klingt dafür natürlicher.
  • Notch Filter:
    Ein Notch Filter ist ein Feedback Killer. Da Akustikgitarren innen hohl sind liefern sie viel Resonanzraum für Rückkopplungen. Jeder hat schon mal das Pfeiffen gehört, das zwischen Mikrofon und Lautsprechern entsteht und einen halb taub macht. Um das zu verhindern setzt man sehr schmalbandige parametrische EQs ein, mit denen man gezielt die Frequenz der Rückkopplung absenken kann.

Eingänge / Ausgänge:

An Akustikamps werden besondere Anforderungen gestellt. Vielleicht will man die Gitarre (zusätzlich) mit einem Mikrofon verstärkern. Oft ist es auch von Vorteil live das Verstärkersignal direkt ins Mischpult zu schicken. Für all diese Dingen brauchen wir zusätzliche Ein- und Ausgänge.
  • Mikrofoneingang und Mikrofonverstärker:
    Einige Akustikgitarren haben, zusätzlich zum integrieten Piezo-Tonabnehmer ein kleines eingebautes Mikrofon. Wenn man kein eingebautes hat, will man die Gitarre trotzdem oft mikrofonieren, da der Sound viel natürlicher ist, als über den Piezo-Pickup.

    Akustik Gitarrenamp Mikrofoneingang Dafür benötigt man einen Mikrofoneingang mit XLR Anschluss. Der Mikrofonverstärker ist dann immer auch eingebaut, wenn du einen Mikroeingang hast. Hier ist allerdings die Qualität von wesentlicher Bedeutung. Denn du kannst das beste Mikro und die beste Gitarre haben, wenn der Mikrofonamp schlecht ist, kommt wieder nur Blech raus.
  • Phantomspeisung:
    Ideal ist es wenn der Amp auch noch über eine Phantomspeisung verfügt. Akustikgitarren nimmt man nämlich bevorzugt mit Kondensatormikrofonen ab und diese benötigen unbedingt eine Phantomspeisung (Stromzulieferung). Wenn der Amp über keine verfügt, kann man sie aber extra kaufen.
  • Aux-Eingang:
    Das ist ein nettes Feature, wird aber nicht zum Gitarrenspielen per se benötigt. Über den Aux-Eingang kannst du externe Quellen, wie mp3-Player etc anstecken. Meistens handelt es sich um Chinch oder Miniklinken-Anschlüsse.
  • Direct Out:
    Der Direct Output kann live, als auch im Studio sehr wichtig werden - wenn man nämlich den Akustikgitarrenverstärker ans Mischpult leiten muss. Das verstärkte Signal muss ja, bei großen Räumen, zur Publikumsbeschallung weitergeleitet werden oder bei Studioaufnahmen in das Mischpult bzw die Soundkarte geschickt werden. Dazu kann man entweder ein Mikrofon vor den Verstärker stellen oder eben direkt das Signal vom Verstärker abzweigen und weiterleiten.

    Du musst bedenken, je mehr Mikrofone, desto mehr Rückkopplingsgefahr (vielleicht hast du ja schon eines vor deiner Gitarre stehen). Live ist es also wesentlich leichter direkt über den Direct Out zu gehen. Soundtechnisch sind Mikros die Gewinner, praktikabler ist allerdings die Kombination Piezo-Pickup an der Gitarre und Direkt Out am Akustikamp.

Lautsprecher:

Akustikgitarren benötigen andere Lautsprecher (Speaker) als E-Gitarren. Es wird meist das gesamte hörbare Frequenzspektrum abgebildet, während E-Gitarren-Lautsprecher oberhalb von 5-7kHz alles abschneiden.
  • Fullrange Lautsprecher:
    Ein einziger Lautsprecher überträgt alle Frequenzen. Da eine einzelne Membran sich schwer tut, gleichzeitig Bässe und Höhen zu übertragen ist dieses System nicht optimal.
  • Frequenzweichen:
    Wirklich gute Akustikverstärker teilen die Frequenzen in mehrere Bereiche auf. Dabei werden bestimmte Frequenzspektren nur zum jeweils passenden Lautsprecher geschickt. Ein 3-Wege System hat also drei Frequenzbänder. Frequenzband eins, zB die Bässe, werden nur an den Subwoofer geschickt, Frequenzband zwei, die Mitten, dann nur an den mittleren Speaker und Frquenzband drei, die Höhen, dann nur an den Tweeter. Bis auf den Subwoofer befinden sich alle Lautsprecher in der selben Box. Manche Boxen haben aber sogar den Woofer integriert.
  • 2-Weg System:
    Ein 2-Wege-System verfügt über einen Mittenlautsprecher und einen Tweeter in der selben Box. Hier überträgt der Mittenlautsprecher vom Bass bis zu den hohen Mitten alles. Für die Höhen kommt ein sehr kleiner zusätzlicher Lautsprecher (Tweeter) in der Box zum Einsatz (ca 1 Zoll Durchmesser). Die kleine Membran spricht auf die hohen Frequenzen wesentlich schneller an und überträgt diese somit sauberer.

Aktiv- / Passiv- und Pad- Schalter:

Je nachdem, womit du deine Akustikgitarre verstärkst, benötigst du unterschiedliche Impedanzen am Eingang. Ein guter Amp kann diese umschalten, bzw hat zwei verschieden-ohmige Eingänge.
  • Aktiv:
    Wenn du eine Akustikgitarre mit Elektronik an Board gekauft hast, brauchst du dir meistens keine Gedanken machen. Jeder Akustikamp passt dafür. Die Gitarre verfügt damit über einen Piezo-Tonabnehmer und einen eingebauten Vorverstärker. Sie ist auf Grund des Vorverstärkers (Preamp) "aktiv". Du erkennst das daran, dass deine Gitarre über Regler wie Volume, EQ etc verfügt und ein Batteriefach hat.

    Falls der Amp einen Eingang mit dem Namen "aktiv" hat, schließe ihn hier an, bzw stelle den Schalter auf "active". Wenn der Amp nichts diesbezüglich anzeigt, ist er sowieso aktiv ausgelegt und du kannst dich bedenkenlos einstöpseln.
  • Pad Schalter:
    Aktive, also mit Vorverstärkern ausgestattete Gitarren, sind manchmal so stark verstärkt, dass der Eingang des Amps überlastet wird und verzerrt. Falls der Sound verzerrt klingt, betätige den "Pad" Schalter, um den Eingang etwas abzuschwächen.
  • Passiv:
    Es gibt auch Piezo-Tonabnehmer ohne Vorverstärker. Oft sind das runde, auf die Gitarre klebbare (und wieder entfernbare) Körperschallwandler mit einem Klinkenkabel. Aber auch der berühmte Bigtone Tonabnehmer für Gypsygitarren ist passiv in das Holz der Brücke geleimt). Du erkennst das, daran, dass die Gitarre überhaupt keine Regler an Board hat. (Also keinen Volume-Regler, EQ etc).

    Ausserdem brauchen passive Instrumente keine Batterie. Da hier noch kein Vorverstärker das Signal angehoben hat, muss der Verstärker das tun. Dafür braucht er aber einen Schalter oder zweiten Eingang speziell für hochohmige Instrumente, sonst wid das Signal so leise übertragen, dass du (fast) nichts hörst.

Preamps (Vorverstärker):

Ratgeber Akustik Gitarren-Preamps. L.R.Baggs Session Seperate Vorverstärker machen Sinn, wenn man ein passives Instrument hat und der Amp keinen passiven Eingang hat oder du einfach mehr Möglichkeiten der Klangoptimierung haben möchtest. Du kannst nämlich auch deine aktive Gitarre, die ja schon über einen Preamp verfügt dran stecken. Mit seperaten Preamp hast du dann auf jeden Fall ein aktives Signal am Amp anliegen.

  • Features
    Seperate Preamps sind meist Geräte, die man auf den Boden oder Amp legen kann. Neben der Verstärkung bieten sie noch eine Reihe nützlicher Helferleins, die oft am Amp fehlen. Dazu zählen alle oben genannten Features, wie parametrischer EQ, Feedback-Killer und manchmal sogar Effekte. Die meisten externen Preamps haben auch einen Direct Out Ausgang. Damit kann man gleich ins Mischpult abzweigen und parallel zum Amp weitergehen.

    Mit so einem Preamp kannst du auch einen schlecht ausgestatteten Amp sehr gut aufwerten.

Vorteile:

Sound; Tools und Features zur Klangoptimierung.

Nachteile:

Gute Akustikgitarrenverstärker sind teuer. Nur für Akustikgitarren und Jazzgitarren zu gebrauchen.

Fazit:

Wenn du deine Akustikgitarre verstärken willst / musst, brauchst du unbedingt einen Akustikgitarrenverstärker. Nur dieser bietet die Features und Möglichkeiten deine Gitarre natürlich klingen zu lassen.

Kauftipps:

  • Combo, geringes Budget: Harley Benton AC Pro 60
    Der Harley Benton ist im Prinzip die 5x günstigere Kopie des weiter unten empfohlenen AER Compact 60 (praktsch die Referenzklasse unter den Akustikamps). Der Sound ist durchaus brauchbar und die Austattung ist quasi ident. 2 Eingänge (inkl Mikro eingang für Gesang oder Gitarrenmikro), 8" Speaker, DI Out, Aux in für Playbacks etc., Hall, Delay und Chorus Effekte. Also im Prinzip alles was man braucht und das zum sehr kleinen Preis. Wem der AER 60 zu teuer ist, kann ja mal hier reinschnuppern.
  • Combo, mittleres Budget: Fishman Loudbox Artist with Bluetooth
    Vom Spezialisten für Akustikpreamps kommt dieser exzellente Combo zum vernünftigen Preis. Superb ausgestattet, mit zwei getrennten Kanälen für Instrument und Mikrofon. Jeder Kanal hat die idente Ausstattung, muss sich also nichts teilen. Das gilt für die Klangregelung, die Effekte, die Feedback-Unterdrückung und die Direct Out Ausgänge. Mit letzeren kann man das Instrumentensignal und das Mikrosignal getrennt an`s Mischpult oder die Soundkarte schicken. Besser geht`s nicht. Eine Phantomspeisung für Kondensatormikrofone ist ebenfalls an Board. Effekte sind an Board (Hall, Echo, Chorus etc). Und wenn du ein Playback brauchst, kannst du es gleich über Bluetoth abspielen. Quasi die eierlegende Wollmilchsau! Der Sound ist, wie bei Fishman nicht anders zu erwarten sehr gut. Absolut empfehlenswert.
  • Hohes Budget: AER Compact 60 IV
    Der "Wunderamp". In der Acoustic- und Jazzszene kennt diesen Amp jeder. Das seltsame daran ist, dass er gar nicht so viele Features hat, wie ein normaler (guter) Akustikamp. Also nix mit parametrischem EQ, Feedback Killer, etc. Klangtechnisch braucht er das scheinbar auch nicht, denn der AER klingt sofort gut, fast egal wie man ihn einstellt. Ich spiele den Amp schon seit über 10 Jahren und habe niemals einen besseren gespielt.

    Die nakten Zahlen sind bei dem Amp fast nebensächlich, weil es hier um den Sound geht, sollen aber trotzdem genannt sein. Zwei seperate Kanäle mit seperaten Klangregelungen. Eine handvoll feiner Effekte, Direct Out, Line Out, Kopfhörer Out. Der "active /passive" - Schalter heisst hier "high/low".
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